Liebe Einwohnerinnen und Einwohner,
in diesen Tagen jährt sich die deutsche Wiedervereinigung zum dreißigsten Mal. Solche Jahrestage sind immer Gelegenheiten, sich zu erinnern. Sie sollten uns Anlass geben zu fragen, woher wir kommen und wo wir jetzt stehen, aber auch, wie es weitergehen soll.
Am 3. Oktober vor 30 Jahren begann eine neue Epoche in der Geschichte Deutschlands. Ältere Ritschenhäuser können sich noch gut an die Jahre vor diesem bedeutungsvollen, historischen Tag erinnern. Die Zeit der DDR prägte auch unser Dorf und das Leben seiner Einwohner maßgeblich, sei es durch die Kollektivierung in der Landwirtschaft, die Veränderungen im Arbeitsleben und im Bildungswesen, durch Mangelwirtschaft, aber auch durch die nahe Grenze und viele Einschränkungen. Die Zeit der Wende im Herbst 1989 war nicht nur in größeren Städten, sondern auch in kleinen Orten wie Ritschenhausen eine unruhige Zeit. Aus Gesprächen weiß ich, dass es in unserer Gemeinde Friedensgebete im Pfarrhaus gab und anschließend zog man mit Kerzen in der Hand durch das Dorf. Dann veränderte sich alles sehr schnell. Es gab erste freie Wahlen im März, die D-Mark im Juli und am 3. Oktober wurde aus zwei deutschen Staaten einer.
An all diese Ereignisse kann ich mich persönlich nicht erinnern. Ich bin ein sogenanntes „Nachwendekind“, genauso alt wie das neue Deutschland. Dieses Land ist für meine Generation und die Kinder und Jugendlichen heute Normalität. Die junge Generation kann sich kaum noch vorstellen, wie das Leben in unserer Gemeinde vor 30 Jahren war. Im Jahr 1990 hatte Ritschenhausen knapp 500 Einwohner, heute sind es nur noch 320. Im Dorfkonsum in der Hauptstraße gab es noch das meiste, was man für das tägliche Leben brauchte. Bäckerwagen waren damals unbekannt. Kindergarten und Krippe waren mitten im Ort und zu Fuß erreichbar. Mit dem Zug Richtung Süden konnte man nur bis Rentwertshausen fahren. Die durchgängige Verbindung nach Schweinfurt wurde erst 1991 fertiggestellt.
Es hat sich bis heute so vieles verändert und bleibt weiter in Veränderung. Dazu gehören auch Veränderungen, die uns nicht immer gefallen, die uns etwas abverlangen, so wie wir es aktuell täglich erleben. Aber dem sollten wir uns mit Optimismus und Entschlossenheit stellen, genau wie vor 30 Jahren.
Dass wir in diesen Tagen 30 Jahre deutsche Einheit begehen, ist ein großer Grund zu Freude und Dankbarkeit und Erinnerungen dürfen sein, kritische und schöne.
Für die zentralen Feiern zum Tag der deutschen Einheit lautet das Motto „WIR miteinander“. Das ist auch für das Zusammenleben in unserer Dorfgemeinschaft ein passendes Motto. Etwas miteinander bewegen, miteinander teilen, respektvoller Umgang miteinander, Freundlichkeit und Toleranz, das sind Werte, die heute genauso aktuell sind wie vor 30 Jahren. Dies sollten wir uns bewahren und so unser Miteinander gestalten.
Am 06. September fand auf dem Friedensrasen der diesjährige Schulanfänger-Gottesdienst statt. Pfarrerin Hanna Freiberg begrüßte die frischgebackenen Schulkinder auf das Herzlichste. Neben kleinen Geschenken erhielten die Kinder den Segen für die kommenden Schuljahre. Danach nutzten die Familien und Gäste das schöne Wetter, um Kaffee und leckere Kuchen und Torten vom Friedensrasen e.V zu genießen. Auch von mir allen Schulanfängern und Schulkindern unsres Dorfes viel Erfolg und Freude beim Lernen, Glück und natürlich viel Spaß in der Schule.
In diesen Wochen werden durch die Gemeinde Ritschenhausen alle auf öffentlichem Grund und Boden liegenden Steine entfernt. Steine, die zum Teil auch durch Privatpersonen auf Grünflächen der Gemeinde positioniert wurden, stellen für den Straßenverkehr ein erhöhtes Risiko dar, wenn diese nicht ordnungsgemäß sichtbar gemacht werden.

Bleiben Sie gesund und passen Sie gut auf sich auf.

Ihr Felix Jacob Winkel