Auch an Ritschenhausen ging der Zweite Weltkrieg nicht spurlos vorüber. So jährt sich im Februar 2020 der Tieffliegerangriff auf einen Zug im Bahnhof Ritschenhausen zum 75. Mal.
Am 14. Februar 1945 gegen 13.30 Uhr fuhr der mit Zivilisten, Soldaten und Wehrmachtshelfern besetzte Zug von Stuttgart in Richtung Berlin in den Bahnhof Ritschenhausen ein. Doch kurz vor Erreichen des Ritschenhäuser Bahnhofsgeländes kam der Zug unter Beschuss amerikanischer Kampfflugzeuge. Die Flieger hatten den Zug schon einige Zeit verfolgt und auf einen günstigen Angriffspunkt gewartet. Kurz vorher hatten die etwa zehn Flugzeuge nochmals abgedreht, jedoch kamen sie plötzlich über den Eichelberg zurück nach Ritschenhausen geflogen. Mit Bordmaschinengewehren nahmen sie Angriff auf den Zug. Laut Ortschronik teilten sich die Flieger auf und beschossen den Zug von beiden Seiten. Viele der Fahrgäste sprangen aus dem langsam fahrenden Zug, um ihr Leben zu retten. Nach dem Angriff brannte der Zug lichterloh. Der brennende Zug wurde in den Bahnhof nach Grimmenthal geschleppt und erst dort endgültig gelöscht. In ganz Ritschenhausen fand man an den darauffolgenden Tagen noch Patronenhülsen der MGs.
Bei dem Angriff starben fünf deutsche Soldaten, welche sofort nach Meiningen gebracht wurden. Außerdem kamen drei Wehrmachtshelferinen ums Leben. Sie wurden in der Ritschenhäuser Kirche aufgebahrt. Durch den Angriff wurde auch der Bahnangestellte Schorr, der aus Wölfershausen stammte, schwer verletzt. An diesem schwarzen Tag tat er Dienst am unteren Stellwerk, konnte sich aber leider nicht mehr vor den Fliegern in Sicherheit bringen. Am 18. Februar erlag Schorr seinen Verletzungen. Er wurde auf dem Friedhof in Wölferhausen beigesetzt.
Die 15 weiteren schwerverletzten Zuginsassen wurden auf dem Saal der Gaststätte „Zur fröhlichen Einkehr“ notversorgt. Die DRK-Ortsgruppe hatte erst Tags zuvor Verbandsmaterial aus Bettlaken hergestellt, das eigentlich zur Sammelstelle nach Meiningen gebracht werden sollte. Nun wurde es in der eigenen Gemeinde gebraucht.
Zur Erinnerung an diesen dramatischen Tag werden am 14. Februar 2020 um 13.30 Uhr in Ritschenhausen die Kirchenglocken zum Gedenken und zur Mahnung läuten.