Im Tal der Jüchse zwischen Wald und Wiesen liegt Ritschenhausen. Die von Eichelberg und Zehner umgebene Ortschaft wurde im Jahr 906 als Ruodsuuindehusen erstmalig erwähnt. Jedoch belegen neun Hügelgräber in der zur Gemeinde gehörenden Gemarkung Gaulshausen schon eine Besiedelung in der Hallstattzeit circa 700 vor Christus.

 

 

 

 

Zu Beginn gehörte die Siedlung zum Eigentum des Klosters Fulda. Ab 1151 wurde Ritschenhausen Teil der Grafschaft der Henneberger. Im Jahr 1458 wurde das Dorf dem Amt Maßfeld zugeschlagen. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Pfarrei Ritschenhausen die Schlosskapelle Henneberg und die Orte Sülzfeld, Bibra, Wölfershausen sowie die Pfarrei Obermaßfeld. Die Pest im späten Mittelalter forderte viele Opfer. Im Dreißigjährigen Krieg verliert Ritschenhausen mehr als ein Drittel der Einwohner, die Hälfte der Häuser wurde zerstört. 1641 ist der Ort fast unbewohnt. Ende des 18. Jahrhunderts lebte der Pfarrer und Naturforscher Georg Ludwig Scharfenberg im Ort. Er pflegte Umgang mit Friedrich Schiller, welcher ein knappes Jahr im benachbarten Bauerbach verweilte. Im Jahr 1817 wurde in Ritschenhausen der Forstmann und Heimatdichter Paulus Motz, der Verfasser der „Motzebüchle“ geboren. Diese Bücher enthalten Sprüche und Gedichte in hennebergisch-fränkischer Mundart und sind in einer Neuauflage käuflich zu erwerben. Die Texte tragen maßgeblich zur Erhaltung der hiesigen Mundart bei. Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Ritschenhausen-Schweinfurt 1874 und der Eröffnung der Bahnstrecke in Richtung Erfurt 1884 erlangte Ritschenhausen einen hohen Stellenwert im deutschen Eisenbahnnetz als Grenzbahnhof zwischen Bayern und Preußen. Verkehrstechnisch war der Ort jedoch schon im Mittelalter sehr gut angebunden. An der zum Ort gehörenden Salzbrücke trafen verschiedene Handelswege zusammen. Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich durch die gute Bahnanbindung verschiedenste Firmen an, unter anderem eine Dampfziegelei, eine Gärtnerei und ein Dampfsägewerk. Der Güterbahnhof war der zentrale Umschlagplatz für die in den umliegenden Ortschaften produzierten Waren und Güter. Im Zweiten Weltkrieg war Ritschenhausen durch die Wichtigkeit der Bahn von Veränderungen betroffen. 1944 wurde die Firma Concordia von Dortmund nach Ritschenhausen wegen der guten Bahnanbindung verlagert.  Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nimmt die Bedeutung des Bahnhofs ab, weil durch Teilung Deutschlands die Bahnstrecke Richtung Schweinfurt ab Rentwertshausen stillgelegt wurde. Ein Teil der örtlichen Unternehmen wurde als Reparationsleistung abgebaut und in die UdSSR gebracht. Nach Gründung der DDR wurde die Landwirtschaft vergenossenschaftlicht sowie die Handels- und Produktionsfirmen verstaatlicht. Anfang der 60er Jahre war Grundsteinlegung für das heutige Gewerbegebiet an der Salzbrücke mit der Entstehung einer Gärtnerei-Genossenschaft. Ein Jahrzehnt später wurden am Ortsausgang Richtung Wölfershausen Lagerhallen und Werkstätten gebaut, die dem Handel und der Versorgung der Landwirtschaft dienten. Nach der friedlichen Revolution 1989 gingen die volkseigenen Betriebe wieder in Privatbesitz über. So wurde die Materiell-Technische Versorgung von der Firma Raiffeisen aus Kassel übernommen, der Volkseigene Erfassungs- und Aufkaufbetrieb wurde von der BayWA AG weitergeführt. Die Gärtnereigenossenschaft an der Salzbrücke wurde privatisiert und wandelte sich in einen modernen Handels- und Verarbeitungsstandort. Auch siedelte sich hier ein medizinisches Labor an. Aktuell sind im Gewerbegebiet circa. 400 Mitarbeiter*innen beschäftigt. Nach und nach haben sich außerdem einige kleine Firmen und Selbständige im Ort niedergelassen.

Im Jahr 2020 zählt Ritschenhausen 328 Einwohner, die auf 7,45 km2 leben. Ritschenhausen ist neben 13 anderen Kommunen Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft „Dolmar-Salzbrücke“ im Landkreis Schmalkalden-Meiningen in Thüringen. Die Gemeinde grenzt im Norden an Untermaßfeld und Obermaßfeld-Grimmenthal, Einhausen und Neubrunn im Osten und im Süden und Westen an die Gemeinde Grabfeld mit ihren Ortsteilen Wölfershausen und Bauerbach. Als Mittelzentrum fungiert die ca. 8km nördliche liegende Kreisstadt Meiningen. Verkehrstechnisch ist Ritschenhausen im Norden an die B89 mit ihrer Funktion als Autobahnzubringer zur 5km entfernten Anschlussstelle Meiningen-Süd der BAB 71 angeschlossen. In Fortführung der B89 können die Orte Hildburghausen, Eisfeld und Sonneberg erreicht werden. Die durch den Ort verlaufende L2627 sowie die am Ort vorbeiführende L1131 führen in Richtung Grabfeld und Römhild und verbinden Ritschenhausen mit der Anschlussstelle Rentwertshausen der BAB 71 in 8km Entfernung. Über Bauerbach erreicht man die Landesgrenze zu Bayern und innerhalb von 15 Minuten Mellrichstadt. Außerdem sind die Städte Erfurt, Würzburg und Fulda innerhalb einer Stunde erreichbar, Coburg und Schweinfurt in  40 Minuten sowie die Städte Bad Neustadt/Saale und Suhl innerhalb von 30 Minuten. Mit der Bahn kann man über Meiningen in Richtung Suhl, Sonneberg, Erfurt sowie Eisenach reisen. In entgegengesetzter Richtung sind Bad Neustadt/Saale, Bad Kissingen, Schweinfurt und Würzburg erreichbar. In Eisenach, Erfurt, Würzburg und Schweinfurt besteht der Übergang zum Fernverkehr. Mit dem Bus bestehen Verbindungen zur Gemeinde Grabfeld, nach Römhild und Meiningen. Die Haltestelle an der Salzbrücke bietet außerdem eine Verbindung über Themar nach Hildburghausen. Von Römhild sind Verbindungen nach Bad Königshofen im Grabfeld möglich. Der von Meiningen nach Römhild führende Main-Werra-Radweg führt direkt durch den Ort, vorbei an Stausee, Bahnhof, Kirche und Friedensrasen.

Die Kinder der Gemeinde Ritschenhausen besuchen seit einigen Jahren den Kindergarten in der 3km entfernten Ortschaft Neubrunn. Die Schulkinder beginnen ihren Bildungsweg an der Grundschule im Meininger Ortsteil Henneberg. Ab der 5. Klasse besteht die Wahl, die Regelschule in Obermaßfeld-Grimmenthal zu besuchen oder in Meiningen eines der zwei Gymnasien zu wählen.

Die Einwohner von Ritschenhausen engagieren sich in sechs Vereinen. Um sich sportlich zu betätigen, können die Angebote des Sportvereins wahrgenommen werden. Mit den Vereinen aus Neubrunn, Wölfershausen und Bauerbach hat der Sportverein eine Spielgemeinschaft gebildet. Hier trainieren und spielen zwei Herren-Mannschaften. Auch im Nachwuchsbereich wird wöchentlich trainiert und gespielt. Hier wird auch auf Zusammenarbeit mit anderen Vereinen gesetzt. Wöchentlich finden im Sommer im Freien und im Winter auf dem Saal der Gaststätte „Zur fröhlichen Einkehr“ Fitness-Kurse für Frauen statt. Nicht nur sportlich bringt sich der SV Ritschenhausen in das Dorfleben ein. Eines der wichtigsten Feste im fränkisch geprägten Teil Südthüringens ist die Kirmes, Kerwa oder auch Kermes genannte Feierlichkeit. Dieses für alle Einwohner*innen besondere Fest richtet der Sportverein immer Anfang Oktober aus. Mit dazugehörigem Kirmesbaum, Kirmesständchen, Kirmespredigt und verschiedenen Tanzveranstaltungen und in althergebrachter Tracht wird die Kirmestradition aufrecht gehalten. Im Juni wird der Sportplatz mit Sportlerheim zum Schauplatz einer weiteren Festivität, dem Sportfest. Beim Sportfest zeigen verschiedene Mannschaften ihr Können. Die ganz Kleinen stehen schon auf dem Platz und zeigen, was sie im vergangenen Jahr beim Training gelernt haben. Wenn dann die „Alten Herren“ auf den Platz gehen, ist es nicht selten, dass  Papas und Opas auch noch Fußball spielen. Unweit des Sportareals an der Jüchse befindet sich der Friedensrasen, eine Begegnungsstätte für Jung und Alt. Der Verein „Friedensrasen e.V.“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf dem Areal unter der am 19. Juni 1871 gepflanzten Friedenseiche einen Ort der Begegnung zu schaffen. Nachdem der Platz zu DDR-Zeiten als Erholungsgebiet hergerichtet wurde, ist er immer mehr in Vergessenheit geraten. Im Jahr 2013 gründete sich darum der Verein, um den Platz neu zu beleben. Nachdem mit viel Eigenleistung auf dem Gelände ein Spielplatz entstand und die schon fast verfallene Hütte saniert wurde, können nun vielfältige Aktivitäten angeboten werden. Zum festen Anlaufpunkt von April bis Oktober ist der obligatorische Sonntagskaffee geworden. Hier trifft man nicht nur Einheimische. Durch die strategisch gute Lage am Main-Werra Radweg kommen viele Radfahrer aus der Region und auch von weiter her. So ist der Friedenrasen eine echte Begegnungsstätte geworden. Hier findet man immer jemanden zum Reden, Philosophieren und Austauschen und die Kinder Freunde zum Spielen. In den Sommerferien gibt es am Friedensrasen eine Ferienbetreuung mit abwechslungsreichem Programm für Kinder aus dem Ort und der Region. Auch in den kälteren Monaten wird der schöne Platz genutzt. Im Januar beginnt der Feuerwehrverein traditionell mit dem Christbaumverbrennen, gefolgt von einem Osterfeuer, das der Friedensrasen e.V. organisiert. Anfang Mai findet jährlich das Feuerwehrfest statt. Regelmäßig macht auch die Kirchgemeinde einen Ausflug auf den Friedensrasen, um dort Gottesdienste, meinst Familiengottesdienste, unter der Friedenseiche zu feiern. Abgerundet wird das jährliche Programm mit einem Herbstfest. Vierzehntägig übt die 1808 gegründete Freiwillige Feuerwehr, welche ihr Depot im Dorfgemeinschaftshaus in Paul-Motz-Straße hat. 18 aktive Kameraden stehen für den Brandschutz in der Gemeinde bereit. Mit ihrem Staffellöschfahrzeug und einem Mehrzweckfahrzeug sind sie für alle Eventualitäten gerüstet. Seit über zehn Jahren ist die Feuerwehr Ritschenhausen Teil der Tageslöschgruppe (TLG) Salzbrücke. Die TLG ist ein interkommunaler Zusammenschluss von Feuerwehren der Region Salzbrücke zur Sicherstellung der Tagesalarmbereitschaft. Als Abteilung der gemeindlichen Feuerwehr besteht seit einigen Jahren eine Jugendfeuerwehr. 13 Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren trainieren einmal im Monat. Die Ausbildungseinheiten beinhalten nicht nur den abwehrenden Brandschutz, es wird auch in erster Hilfe, Brandverhütung und auch sportlichen Aktivitäten ausgebildet. Als Unterstützung der aktiven Brandschützer hat sich ein Feuerwehrverein gegründet, der sich die Förderung des Brandschutzes auf dem Gebiet der Gemeinde Ritschenhausen auf die Fahnen geschrieben hat. Schon 1904 wurde der erste DRK Ortsverein gegründet, damals noch unter dem Namen „Vaterländischer Frauenverein“, der bis heute Bestand hat. Das Gros der Mitglieder ist Teil des DRK Seniorenclubs. Der Seniorenclub trifft sich wöchentlich im Dorfgemeinschaftshaus. Dort werden Sportaktivitäten durchgeführt, es finden Seniorentanzproben statt oder man tauscht sich einfach nur aus. Als Teil der Kirchgemeinde trifft sich im Pfarrhaus regelmäßig der Kirchenchor. Neben den wöchentlichen Proben begleitet er Gottesdienste und andere gemeindliche Veranstaltungen. Der Kirchchor organisiert seit vielen Jahren Feste in und um die Kirche. Heute gehört die Kirchgemeinde Ritschenhausen zum Pfarramt Obermaßfeld-Grimmenthal.

Als historischen Mittelpunkt der Gemeinde kann man von weit her den markanten Kirchturm sehen, der im Jahr 1586 gebaut wurde und einen hölzernen Vorboten ablöste. Älter jedoch ist das Pfarrhaus, im Jahr 1499 gebaut und viele Jahre neben der Pfarrei auch als Schenke genutzt, wobei die Pfarrer die Schankwirte waren. 1770 wurde die gesamte Kirche erneuert, der steinerne Turm jedoch blieb bestehen. Nicht nur die Kirche ist mit ihrer steinernen Kirchturmspitze sehr markant. Auch fast komplett aus Stein gebaut ist das Bahnhofgebäude. Die enorme Wichtigkeit des Bahnhofs kann man schon an der Bauausführung des Gebäudes erkennen. Hier hat auf der Durchreise neben Stalin auch Bismarck Halt gemacht mit einem kurzen Aufenthalt am Bahnsteig. Im Bahnhof gab es verschiedene Gastwirtschaften. Nach dem Bau des Bahnhofs entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts rund um den Bahnhof etliche Nebengebäude. Gepäckabfertigung, Übernachtung, Güterabfertigung, Schlachthaus, Stellwerk, Lager und Wohnhäuser für die vielen Bahnbediensteten wurden gebaut. Das wohl älteste Gebäude im Ort ist die ehemalige Mühle, die heute nur noch als Wohnhaus dient. Wie viele andere Gebäude im Ortskern ist auch die ehemalige Mühle im hennebergisch-fränkischen Fachwerkstil gebaut. Gesellschaftlicher Mittelpunkt sind Friedensrasen und Sportplatz sowie das Dorfgemeinschaftshaus. Im Dorfgemeinschaftshaus ist, nach dem Verkauf des Gemeindeamtes, heute das Bürgermeisteramt untergebracht. Außerdem finden hier die Feuerwehr und der DRK Ortsverein ihr Zuhause. Für Feierlichkeiten und Festivitäten stehen verschiedene Räumlichkeiten zur Verfügung. Zusätzlich gibt es drei gut ausgebaute Gästezimmer, die für Besuche gebucht werden können. Dem kommunalen Bauhof steht eine Kalthalle in der Neubrunner Straße zur Verfügung sowie ein Grünschnitt- und Lagerplatz im Wölfershäuser Weg. Im Wölfershäuser Weg befindet sich der im Jahre 2018 sanierte Friedhof, der in kommunaler Hand ist.